Am Westrand des awarischen Vasallenkhaganats
Inhalt der vorliegenden Arbeit ist die wissenschaftliche Vorlage und Aufarbeitung des bereits 1999 ausgegrabenen frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Baden, Niederösterreich, inklusive anthropologischer und archäo-zoologischer Auswertung. Anhand des Fundmaterials, darunter Ohrringe mit spiralförmiger Drahtzier und Glasperlen mit gelber Fadenauflage sowie Mehrfachüberfangperlen und den Ergebnissen der Radiokarbondatierung, konnte ein in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datierender Horizont herausgearbeitet werden, aufgrund dessen das Gräberfeld mit dem historischen Geschehen um das im Jahr 805 errichtete Vasallenkhaganat in Bezug gesetzt wurde. Von besonderer Bedeutung für Ostösterreich erscheint im Grab einer jungen Frau die Beigabe eines bronzenen Fingerringes mit punzierter, pseudokufischer Inschrift zu sein, der bisher nicht vollständig entziffert werden konnte, die Trägerin jedoch mit dem polyreligiösen Umfeld des chasarischen Herrschaftsbereiches in Verbindung bringen könnte. Auch wenn dies nur aufgrund einer genetischen Untersuchung zweifelsfrei nachzuweisen wäre, bleibt der Ring ein Indiz für mögliche Beziehungen zwischen dem islamisierten Orient und Mitteleuropa und ist aufgrund seiner Singularität ein wichtiger Beitrag zum kulturellen und religiösen Verständnis des 9. Jahrhunderts im Osten Österreichs.