Buchpräsentation
mit Michael Hieslmair, Bernhard Hachleitner und Michael Zinganel (Hg.)
Der Wiener Nordwestbahnhof wurde 1872 als letzter der großen Kopfbahnhöfe in Wien errichtet, um die nordböhmischen Industrieregionen mit Wien und in der Folge Wien mit Berlin und den Nordseehäfen zu verbinden.
Im Gegensatz zu anderen Wiener Bahnhöfen konnte der Nordwestbahnhof seine Funktion als innenstadtnaher Umschlagplatz für den transnationalen Güterverkehr bis zuletzt erhalten. Trotz seiner Größe und Bedeutung scheint dieser Bahnhof jedoch völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Ausgerechnet 2022, im Jubiläumsjahr seines 150-jährigen Bestehens, erfuhr er seine endgültige Stilllegung und wird in naher Zukunft einem neuen Stadtteil für etwa 15.000 Menschen weichen müssen.
Dieses Buch legt unterschiedliche verdrängte Schichten, bauliche Transformationen und soziale Überformungen frei, beginnend bei den Fischpopulationen, die in den 1860er-Jahren den Aufschüttungen der Industrialisierung zum Opfer fielen. Von den Nutzungen der Zwischenkriegszeit, darunter die NS-Propagandaausstellung "Der ewige Jude", führt der Weg zu Raub, Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten die sowjetische Besatzung, die Boom-Jahre während des Kalten Krieges und der sukzessive Rückbau bis zum Abriss.