Bernhard Heisig und Breslau Fr, 23.05.2025
Das KOG präsentiert derzeit eine große und wichtige Ausstellung zum Kriegsende vor achtzig Jahren und zum Geburtstag des Künstlers vor hundert Jahren. mit faszinierenden 67 Werken, davon viele Graphiken, des Künstlers Bernhard Heisig (1925-2011). Der Künstler ist ein Zeitzeuge besonderer Art - und zugleich ein Zeitgenosse mit typischen Zügen. Geboren in Breslau meldet er sich als junger Mann bei der Waffen-SS - gegen den Willen seiner Eltern. Er wird geradezu postwendend zum militärischen Handeln bestimmt, zunächst in der Ardennenoffensive und danach - nach Breslau zurückgekehrt - zum Kampf in der und um die "Festung Breslau". 1946 wird er vertrieben und kommt in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands, die spätere DDR.

Bereits 1947 wird er Mitglied der SED und macht als Dozent, zeitweise Rektor der Hochschule für Gestaltung und Buchkunst, und als zunehmend angesehener Künstler der Leipziger Schule alle Phasen der durchaus "dynamischen" Kulturpolitik der DDR mit - teilweise auch kritisiert, aber immer obenauf bleibend. 1972 wird er zum Ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste der DDR gewählt .Und ein weiterer Zug gar mancher Zeitgenossen: Nach der Maueröffnung tritt er aus der SED aus und gibt diverse Auszeichnungen nebst Dotationen zurück. !997 kann dann ein Werk - trotz Protesten - in den Bundestag kommen.

Aufschlussreich ist, dass Heisig zu den wenigen Künstlern gehört, die Schrecken und Grausamkeiten des zweiten Weltkriegs künstlerisch darstellen. Erst seit den siebziger Jahren arbeitet er sich am Thema Kampf und Krieg ab, das ihn die folgenden Jahrzehnte begleitet. Man kann dies beinahe als eine Art von therapeutischem Arbeiten ansehen. Bei Bernhard Heisig gehört zu seiner Arbeitsmethode, dass er viele Werke nicht als "fertig" ansieht, sondern immer wieder darauf zurückkommt und an demselben Werk weiterarbeitet. Ein Beispiel dafür ist die Ardennenschlacht (Öl auf Leinwand) aus den Jahren 1978-1981. Besonders beeindruckt hat mich das Riesengemälde "Christus verweigert den Gehorsam" II (Öl auf Leinwand). Der Christus reißt sich hier die Dornenkrone vom Kopf: Ironie bzw. Spott über die Religion? Dazu die Texte im Bild: "Hurra, wir leben noch" und als Transparent in der Bildmitte "Es ist alles so weise eingerichtet". Nennen möchte ich noch das Gemälde "Beharrlichkeit des Vergessens" (Öl auf Leinwand) mit dem Text "Wir sind alle Brüder und Schwestern" (1977) . Ausdrücklich hingewiesen sei auch auf die Mutterbildnisse und die 26 Lithografien "Der faschistische Alptraum" (geschaffen seit 1965).

Kuratorin der sehr sehenswerten und beeindruckenden Ausstellung ist die Direktorin des KOG, Frau Dr. Agnes Tieze, als Co-Kurator wirkte der Kunsthistoriker Dr. Eckhart Gillen, ein besonderer Spezialist zu Bernhard Heisig.

Hervorzuheben ist der umfassende und qualitativ (Papier, Photos, Gestaltung usw.) hervorragende Katalog zur Ausstellung, der in seinen Anhängen wichtige Zugänge zum Werk des Künstlers bietet. Eine Reihe von Sponsoren wird in der Danksagung genannt, u.a. der Bundesbeauftragte für Kultur, der Freistaat Bayern, die Stadt Regensburg sowie große Unternehmen in der Stadt.