Eine Zeichnung drückt (meist) spontan (mindestens) einen Gedanken auf Papier aus.
Die Begegnung des Künstlers / der Künstlerin mit dem Betrachter/der Betrachterin
ist damit sehr unmittelbar möglich: Eine Zeichnung setzt ein Zeichen und macht eine
Aussage, sei sie deutlich oder verhüllt, direkt oder indirekt.
Wolf Erdel ermöglicht hier Blicke in die neueste Geschichte und in die Gegenwart.
Einstieg sind sechs Gemälde von Helene de Beauvoir, eine Künstlerin, die derzeit
wohl eine Renaissance erlebt. Hinzuweisen ist auch hier auf den bekannten"Klassiker" :
Die Malerin Helene de Beauvoir. Herausgegeben von Karin Sagner (München, 2014).
Ausgestellt sind hier in der Präsentation u.a. das Aquarell "Dorf in Nordafrika" um
1949 (wobei die Hautfarbe der Dorfbewohner eher an Westafrika denken läßt) und
der "Canale Grande", ein Aquarell auf Papier, entstanden um 1955.
Von Juan Fernando de Laiglesia werden ebenfalls sechs Werke gezeigt: Hier hat mich
am meisten beeindruckt die Zeichnung auf Bütten "Eros y Thanatos en la playa" mit
einer Entstehungszeit von 1975-1989. Im Gegensatz zu vielen seiner Werke liegt hier
eine gegenständliche Gestaltung in Schwarz-weiß vor.
An Zhao Bin wird mit zwei Radierungen erinnert, der "Schweineberg" von 2010 und die
"City 11" aus dem Jahr 2011. Auch dabei sind in der Art einer Tierfabel viele Schweine
(das Kennzeichen zahlreicher Werke des Künstlers) dargestellt, neben einem Menschen.
Das Hauptgewicht der Ausstellung liegt auf den wundervoll bunten und ideenreichen
Arbeiten von Wolfgang Domröse. Verwiesen sei auf Werke, die mir besonders auffallen:
"Grüsse aus Ambach (jetzt fahren wir übern See)" (2019), Acryl und Gold auf Malbütten,
dann vor allem "Die Verwandlung. Nach Franz Kafka", Acryl auf Malbütten, ebenfalls 2019.
Ausdrücklich nennen möchte ich noch "Mobile." Zeichnung auf Bütten, 2022; besonders
bemerkenswert ist der Hintergrund, ein Papierbogen mit einer Komposition. Und zum
Abschluß sei noch verwiesen auf "Merlins Bühne" aus dem Jahr 2023.
Wie Wolf Erdel sagt: Ein Augenschmaus und ein intellektuelles Vergnügen.