Franz Kafka war als deutschsprechender jüdischer Bürger von Prag (1883-1924; ein typischer "Fall" in der k.-und k.
Monarchie) als Autor erst einmal in die (spätere) Staatssprache Tschechisch zu übersetzen: Es ist durchaus nachvollziehbar,
dass mit dem berühmt gewordenen Bürger mancher zunächst Schwierigkeiten hatte.
Die Ausstellung "Illustrationen zu Kafka" möchte nun "Kafkas Texte mit anderen Augen sehen", sie bietet verschiedene wichtige Texte
"aus den Archiven des Bayerischen Rundfunks", hier von Bayern 2, als Hörbuch an und stellt in 176 Exponaten unterschiedlichste
Auslegungen und Arbeiten mit Kafkas Text aus der Hand von fünfundzwanzig Künstlerinnen und Künstlern dar: Die deutungsoffenen Texte laden
ein zu vielfältiger gelungener Verknüpfung von Text und Illustrationskunst. Zugleich verbindet diese Ausstellung die große Zahl von
Illustrationen mit ausgewählten präsentierten Künstlerbüchern zum Thema und zeigt auch alte Kafkaübersetzungen
als Leihgaben der Nationalbibliothek Prag. Hingewiesen sei hier nur auf 12 Zuckertuschätzungen von Hans Fronius in seiner "Kafkamappe 1983"
(immerhin gedruckt bei Hilger in Wien). Bemerkenswerterweise gehört ein Großteil der Exponate zum Bestand des KOG.
Besonders reichlich sind Ausstellungsobjekte (Radierungen, Lithografien, Zeichnungen, Monotypen, illustrierte Bücher und Gemälde)
geboten zu den Werken: Ein Landarzt - Die Verwandlung - Das Urteil - Vor dem Gesetz - In der Strafkolonie - Der Proceß - Das Schloß
(letzteres publiziert 1926 von Max Brod).
Der ausführliche und gut gestaltete (vom Papier angefangen...) Katalog zur Ausstellung ist eine eigene Betrachtung wert:
Illustrationen zu Franz Kafka. Herausgegeben vom Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg. Regensburg, 2024.
Zahlreiche Abbildungen; 224 S. (ISBN 978-3-89188-148-4)
Nach dem Vorwort der Leiterin des KOG Dr. Agnes Tietze (S. 6-9) ist das Zentrum der Publikation die gründliche Beschreibung der
oft in großer Photographie gezeigten einzelnen Exponate durch den Leiter der grafischen Sammlung und Kurator der Ausstellung
Dr. Sebastian Schmidt (S. 52-221). Zuvor skizzeirt Dr. Marek Nekula (Professor für Bohemistik und Westslavistik an der
Universität Regensburg und zugleich Leiter des Bohemicums der Universität) in einem grundsätzlichen Aufsatz (S. 12-51)
"Kafkas tschechische Rezeption im Lichte seiner frühen Illustrationen" . Erfreulich sind auch die zahlreichen Anmerkungen, die zur
allfälligen wissenschaftlichen Weiterarbeit einladen.
Sehr verständlich war bei der einleitenden Pressekonferenz am 10.10.2024 die Bedankung bei den wichtigen Sponsoren wie der
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Freistaat Bayern, der Stadt Regensburg sowie u. a. der
Sparkasse Regensburg, der REWAG, dem Donaueinkaufszentrum und dem Theater Regensburg.