Peter Ahorner hat nach seinen "Noch mehr vergessene Wörter" (habe ich im November 2023 vorgestellt)
nun "Wien und der Tod" publiziert. Der Tod als Menschheitsproblem und Herausforderung und Last wird
hier für Wien gezeigt: Was denken die Wiener, was tun die Wiener im Angesicht des Todes, wie gehen sie
mit dem Sterben um und wie versuchen sie, das Unerträgliche des Todes erträglich zu machen durch
Handlungen, Sitten, Redeweisen, Wörter, vielleicht auch vergessenen Wörtern (wobei wir wieder bei der
letztjährigen Arbeit von Ahorner sind:) Ein Wiener Liederdichter und Kabarettist schreibt hier zusammen,
was - hauptsächlich - in der Vergangenheit, den letzten ca. hundertfünfzig Jahren, hier zu bemerken ist
und damit dem Vergessen entrissen werden soll.
In 22 Abschnitten wird der gesellschaftliche Rahmen des doch individuellen Todes gezeigt, die Überlegungen
vor dem Sterben (keine Trauerleidung nötig..) bis zum Friedhof (der berühmte Zentralfriedhof, aber auch der
wiederum bemerkenswerte Friedhof der Namenlosen) und der Bestattung nach Begräbnisklassen "je nach
Aufwand: die Prachtklasse (Pomp für horrende 4800 Kronen), Super I Klasse und fünf weitere Klassen. Bei
der 6. Klasse entfiel die Aufbahrung im Sterbehaus". So notiert der Verfasser knapp und präzise (S. 62).
Und damit sind wir mittendrin in soziologischen und psychologischen Grübeleien....Immerhin waren die
Beerdigungen für Arme viele Jahre lang kostenlos (Verfügung von Maria Theresia 1753).
Der Text macht nur knapp die Hälfte des Buches aus, davon sind zehn Seiten Texte im Dialekt. Sehr hilfreich
sind die neunzehn ganzseitigen und die sieben halbseitigen Abbildungen, dokumentarische Fotografien.
Das Buch skizziert den Geist von Alt-Wien zum Thema Sterben und Tod und ist gewiß ein nettes kleines
Mitbringsel bei der Kaffee-Einladung gesunder oder zumindest humorvoller Gastgeber!!!