Tag des offenen Denkmals St. Oswald So, 08.09.2024
Premiere heute! Erstmals biete ich einige Notizen zu einer Kirchenführung an. Denn zum "Tag des Denkmals" war man eingeladen in diese kleine Kirche A. B.- und zwar das einzige Gotteshaus in Regensburg, das direkt an der Donau liegt. Die Führung hatte zwei Teile: Die Kirche als Bau (vorgestellt gelungen von Sophie Schlosser M. A.) und ihre künstlerische Ausstattung. Gegründet im 13. Jahrhundert und eher kurzzeitig in Obhut des Karmeliterordens wurde die Kirche von zwei reichen Regensburger Familien gefördert und diente lange als Spitalkirche. (Erst) Im Jahr 1553 wurde hier erstmals lutherischer Gottesdienst gefeiert. Dieses Schatzkästchen von Kirche enthält eine bemerkenswerte Orgel mit eindrucksvollem barocken Orgelprospekt, geschaffen in der Werkstatt von Frantz Jacob Späth (1714-1786), geweiht 1750. Die Kirche hat zwei Emporen und vor allem gut dreißig Bilder mit lateinischer Überschrift, gemalt in zwei Barockisierungswellen (1708, 1750).

Im wesentlichen entsprechen die Bilder in ihrer Gegenüberstellung dem (mindestens) seit dem Frühmittelalter gebräuchlichen Typ: Motiv aus dem Alten Testament ist Vorankündigung bzw. Vorahnung des Bildes im Neuen Testament, beispielsweise die Himmelaufnahme des Propheten Elias und die Auferstehung des Christus. Zentrum des Raumes bildet in der Mitte der Decke die biblische Aussage: Verbum Domini maneat in Aeternum (des Herren Wort bestehe in Ewigkeit): Grundaussage der Reformation. Umrahmt wird dieser Text von großen Gemälden der Gesetzgebung an Moses und der Bergpredigt des Christus. Martina Topp (Künstlerin, Autorin und Organistin) geleitete die ansehnliche Besucherschar sehr kompetent und schwungvoll durch die Bilderreihen. Besonders bei der Darstellung des Christus, der die Kinder segnet, verwies sie auf den grundlegenden reformatorischen Ansatz dieses doch christlich weithin gebräuchlichen Motivs (kindlicher Glaube mache gute Werke u.ä. überflüssig).

Natürlich regt so eine tolle Führung auch Fragen an; für mich beispielsweise die Beobachtung, warum das Bild vom hl. Abendmahl links an der Hochempore, noch dazu durch das "Dach" über der Kanzel - beinahe unsichtbar ist. Da ist es erfreulich, dass derzeit diese Bilderwelt studiert wird. Die Kirche hat bedauerlicherweise eine ungewisse Zukunft, denn ihre Renovierung ist verständlicherweise kostspielig. Viel ist schon geschehen, doch der Dekan des landeskirchlichen Dekanats trifft die endgültige Entscheidung über die Verwenung der Kirche - so klang das abschließende Gespräch. Vielleicht gibt es auch in Wien Interesse an so einem Kleinod.....