Premiere heute! Erstmals biete ich einige Notizen zu einer Kirchenführung an.
Denn zum "Tag des Denkmals" war man eingeladen in diese kleine Kirche A. B.-
und zwar das einzige Gotteshaus in Regensburg, das direkt an der Donau liegt.
Die Führung hatte zwei Teile: Die Kirche als Bau (vorgestellt gelungen von Sophie
Schlosser M. A.) und ihre künstlerische Ausstattung.
Gegründet im 13. Jahrhundert und eher kurzzeitig in Obhut des Karmeliterordens
wurde die Kirche von zwei reichen Regensburger Familien gefördert und diente lange
als Spitalkirche. (Erst) Im Jahr 1553 wurde hier erstmals lutherischer Gottesdienst
gefeiert. Dieses Schatzkästchen von Kirche enthält eine bemerkenswerte Orgel mit
eindrucksvollem barocken Orgelprospekt, geschaffen in der Werkstatt von Frantz Jacob
Späth (1714-1786), geweiht 1750. Die Kirche hat zwei Emporen und vor allem gut dreißig
Bilder mit lateinischer Überschrift, gemalt in zwei Barockisierungswellen (1708, 1750).
Im wesentlichen entsprechen die Bilder in ihrer Gegenüberstellung dem (mindestens)
seit dem Frühmittelalter gebräuchlichen Typ: Motiv aus dem Alten Testament ist
Vorankündigung bzw. Vorahnung des Bildes im Neuen Testament, beispielsweise die
Himmelaufnahme des Propheten Elias und die Auferstehung des Christus. Zentrum
des Raumes bildet in der Mitte der Decke die biblische Aussage: Verbum Domini
maneat in Aeternum (des Herren Wort bestehe in Ewigkeit): Grundaussage der
Reformation. Umrahmt wird dieser Text von großen Gemälden der Gesetzgebung
an Moses und der Bergpredigt des Christus. Martina Topp (Künstlerin, Autorin und
Organistin) geleitete die ansehnliche Besucherschar sehr kompetent und schwungvoll
durch die Bilderreihen. Besonders bei der Darstellung des Christus, der die Kinder
segnet, verwies sie auf den grundlegenden reformatorischen Ansatz dieses doch
christlich weithin gebräuchlichen Motivs (kindlicher Glaube mache gute Werke u.ä.
überflüssig).
Natürlich regt so eine tolle Führung auch Fragen an; für mich beispielsweise die
Beobachtung, warum das Bild vom hl. Abendmahl links an der Hochempore, noch
dazu durch das "Dach" über der Kanzel - beinahe unsichtbar ist. Da ist es erfreulich,
dass derzeit diese Bilderwelt studiert wird.
Die Kirche hat bedauerlicherweise eine ungewisse Zukunft, denn ihre Renovierung ist
verständlicherweise kostspielig. Viel ist schon geschehen, doch der Dekan des landeskirchlichen
Dekanats trifft die endgültige Entscheidung über die Verwenung der Kirche - so klang das
abschließende Gespräch. Vielleicht gibt es auch in Wien Interesse an so einem Kleinod.....