Die Arbeit von Ewa Partum ist auch anläßlich der gelungenen Ausstellung im Regensburger Kunstforum Ostdeutsche Galerie (KOG)
mehrfach gewürdigt worden - nicht zuletzt bedeutet der Lovis-Corinth-Preis 2024 ein angemessenes Herausheben ihrer Arbeit.
Diese Ausstellung ist ihre erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum, kuratiert von der Museumsleiterin Dr. Agnes Tietze.
Die Künstlerin ist bedeutend als Konzeptkünstlerin und feministische Künstlerin und in großen internationalen Museen wie dem
MOMA in New York vertreten soeie in einer Fülle von Gruppen- und Einzelausstellungen. Ihr "Credo" formuliert die Künstlerin
folgendermaßen: "Es ist die Pflicht jeder Frau, eine Feministin zu sein."
Und wenn eine promovierte CSU-Bürgermeisterin der Stadt ihr Werk würdigt, sieht man manche Änderung der Auffassungen.
Ewa Partum ist eine Künstlerin, die wichtige Zeitphasen überbrückt. Geboren 1945 bei Warschau studiert sie Malerei (ohne
aber Malerin zu werden) und wird aktiv angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Heimat, die sie ändern möchte.
Dabei zeigt sie als Aktionskünstlerin vollen körperlichen Einsatz, bei dem ihre Nacktheit nun Zeichen für das Niederreißen von
gesellschaftlichen Schleiern darstellen soll - sie will Feministin sein und als solche tätig werden - ab 1982 nun in Berlin (West).
Bekannt und bedeutend sind ihre Darstellungen "Self Identification" von 1980 und "Change: My Problem is a Problem of a
Woman", mehrere Darstellungen, mehrfach aktualisiert.
Doch damit wird diese Bedeutung der Nacktheit m. E. auch ein Zeichen von eher zeitbedingtem Feminismus: In Berlin war
Nacktheit nicht so gesellschaftlich erregend und im Polen der Gegenwart hat sich das Bild auch geändert. Und der mit Händen
zu greifende Kontrast ist die "feministische Außenministerin" Deutschlands in ihrer korrekten, meist hochgeschlossenen Kleidung.
Was mir besonders zukunftsweisend erscheint, ist die Konzeptkunst von ewa partum (die Künstlerin selbst schreibt sich konsequent
mit Kleinbuchstaben!), die mit ihren Werken im Grenzrain zur Sprache großartig arbeitet, nämlich mit der Auflösung vvon Texten
in einzelne Buchstaben. Ausgangspunkt war die Liquidierung der festgefügten Propagandaformeln im kommunistischen Polen.
Als Beispiele sei verwiesen auf "Die Leiden des jungen Werther von 1987: Buchstaben auf weißer Leinwand; ebenso seien
genannt die "Letters to Milena" gemäß Kafka: Ein neues Werk von 2019. Am Ende der Eröffnung der Ausstellung am 17.5.2024
warf - eine echte überraschende Aktion - die Künstlerin ihre in Buchstaben geschnittene Danksagung in das zahlreich erschienene
Publikum.Nicht übergangen sei in diesem Bereich natürlich das mehrfach gestaltete "poem by ewa" u. a. mit der Aussage
"my touch is a touch of a woman" - und damit sind wir wieder bei der feministischen Künstlerin.
Ausgesprochen wichtig ist der von Agnes Tietze herausgegebene Katalog (in deutsch und englisch, großformatig, gutes Papier):
Ewa Partum. Lovis-Corinth-Preis 2024 . 111 Seiten. Hier werden auch 37 Werke beschrieben und in Photographie gezeigt.