Prof. Mag. Martin Haidinger, der Autor zahlreicher Sachbücher und bekannte Wissenschaftsredakteur
beim ORF und der frühere Offizier und inzwischen selbständige Trainer und Coach Dr. Helmut Pisecky
haben sich mit den Hamburger-Reinthaller-Prinzhorn die Familiengeschichte einer österreichischen
Wirtschaftsdynastie aus dem Papierbereich zugetraut, die nur als sehr "diffiziel" bezeichnet werden kann.
Und die Darstellung in sieben Kapiteln nebst Einführung und Anhang ist gelungen; gut 30 (meist bunte)
Fotografien verstärken den Eindruck der chronologisch dargestellten Familiengeschichte. Hilfreich ist hier
das großen Familienbild mit wichtigen Erläuterungen (S. 24 f.). Die Familiengeschichte beginnt nun
mit der Familie Hamburger, bis dann "Dr. Walther Reinthaller (...) frisches Blut in die Familie einbrachte"
(so S. 30). Das Auf und Ab der Zeitläufte läßt sich hier geradezu paradigmatisch verfolgen.
Besondere Schwerpunkte bildete dann die NS-Zeit, die der Firma auch dank dem Nazitum geneigter
Familienangehöriger (z.B. S. 3/41) sogar Beteiligung an Arisierungen brachte. In jüngerer Zeit sind
Spaltungen (161) und Streitereien innerhalb des Clans an der Tagesordnung (im Buch dokumentiert
aktuelle Texte dazu S. 174/180). Die beiden engagierten Autoren meinen gemeinsam mit Annilena,
eine Bergwanderung aller gemeinsam könnte doch zur gegenseitigen Versöhnung Wesentliches beitragen!
Denn Konstanten der 170 Jahre Geschichte dieser ortstreuen und zugleich internationalen Familie sind nun
in der Tat Liebe zur Natur und zu Jagd (z.B. 44 f., 155), zu der durchaus eine Komponente mit Kunst und Musik
hinzutritt (S. 149/154).
Und wechselseitig geht es hier um die Geschichte der Fabrik/der Holding, zu der in früher Phase übrigens eine
ansehnliche Landwirtschaft gehörte - der aber auch in den 70-er Jahren die Insolvenz drohte (160).
Das Buch führt - zwangsläufig - auch tief in die Wirtschaftsgeschichte und die politische Entwicklung
Österreichs in seinen verschiedenen geografischen Begrenzungen - eine Industriellenfamilie ist eben ohne
Kontakt zur Politik schwer vorstellbar, der Clan war hier - nicht nur in der NS-Zeit - reichlich aktiv (z.B. S.
36 f., 46/48).
Als Hauptquellen des sehr lesenswerten Buches erweisen sich Interviews und Gespräche im Kreis der Familie,
besonders wohl mit Thomas Prinzhorn, dem zeitweiligen Nationalratspräsidenten. Er wird als "religionsferner,
formaler Protestant" (163) beschrieben, ein Liberaler (164), dem allerdings die Träume von einer "besseren
Welt" abhanden kommen (165) und der unzufrieden mit der Entwicklung der Firma ist (168 f.) und dem Prinzip
der Stiftung ist - eine der vielen starken Persönlichkeiten, Männer wie Frauen, der Familiengeschichte der Prinzhorns.