Das Neue Museum Nürnberg wurde 2000 eröffnet und ist ein architektonisches
Juwel der berühmten Altstadt. In der Nähe des Hauptbahnhofs gelegen, lohnt es
für einen Zwischenhalt auf dem Weg von oder nach Wien. Das Konzept des sehr
aktiven Museums und seine, nicht zuletzt derzeitigen, Ausführungen sind in der Tat
einen Besuch wert.
Die Bildhauerin Dagmar Buhr arbeitet mit Text, während andere Stein verwenden.
Das Material, das sie verwendet Wörter bzw. Worte, seien sie gefunden oder doch
erfunden. Dabei sind die Wörter teilweise fragmentarisch, es gibt hier keine Sätze.
Ein Text erlebt hier Dekonstruktion, man/frau muss hier die Buchstaben zu Wörtern
entziffern oder dies wenigstens versuchen: so zeigt sich in/aus den gewöhnlichen
- vielleicht auch schludrigen - Texten des Alltags wieder die Macht der Sprache.
Das geht nicht ohne Blicke, neugierige, begehrende, in verschiedenen Kontexten.
"lui" ist entnommen dem französischen Herrenmagazin, das 1963 erstmals vorgelegt
und inzwischen eingestellt wurde. Dabei weist die Künstlerin darauf hin, dass "lui" im
Französischen auch feminin zu verstehen ist.
"Double Up!" geht einen assoziativen und spielerischen Weg, Designobjekte und
Kunstwerke zusammenzubringen, den das Neue Museum und Die Neue Sammlung
-The Design Museum in der Pinakothek der Moderne (D-80333 München, Barer
Straße 40) als neuen Weg verstehen. Ob der Weg wirklich neu ist? Er ist nun
zumindest nicht die Regel. Die Vorschläge und Ergebnisse, die hier unter der
Kennzeichnung "Spiegel/System" präsentiert werden, sind bemerkenswert.
Hier begegnen u.v.a. Robert Indiana (1928-2018) mit dem Plakat "Indiana Love"
(1966) oder beim Pop-Design Roy Lichtenstein (1923-1997) mit den Lithographien
Crying Girl (1963) und Btushstroke (1965), der Produktphotograph Aldo Ballo
(1928-1994) oder auch die Gebrüder Thonet aus Wien mit dem "Toilette-Spiegel Nr. 1"
aus Holz und Spiegelglas aus der Zeit von ca. 1880 (Leihgabe der Neuen Sammlung).
Die 10 kunstvollen und eindrücklichen Kriegsteppiche der 1980er jahre bis 2012
aus Afghanistan und Pakistan sind ebenfalls aus der Neuen Sammlung und stellen
nicht nur kunstgeschichtliche, sondern auch zeitgeschichtliche Dokumente dar -
vergleichbar mit den großen Teppichen aus dem Mittelalter. Das traurige Thema
"Krieg" ist ja in den beiden Staaten weiterhin aktuell - betrüblicherweise.