Neugier ist schon dabei, wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, das die ansehnliche Reihe von
elektronischen oder gedruckten Texten zum Dialog von Vertretern verschiedener (religiöser oder nichtreligiöser) Sichtweisen von Welt und Leben erweitert.
Neugier steigt in jedem Fall auf, wenn man sich Gesprächspartnerin und -partner ansieht.
Da ist Michael Horowitz (MH), sozusagen ein Urgestein im Wiener Kulturleben, Fotograf (sozusagen sein erstes Leben), Journalist,
Schriftsteller, Verfasser von Drehbüchern für Film und Fernsehen und insgesamt ca. 20 Büchern
(im eigenen Verlag MHM, aber auch u.a. bei Molden, Residenz-Verlag und bei Ueberreuter). MH ist
Träger zahlreicher in- und ausländischer Auszeichnungen, erinnert sei an dieser Stelle nur an das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Seine Heimat ist Wien.
Gesprächspartnerin ist Mira Ungewitter (MU), die Pastorin einer der baptistischen Gemeinden in
Wien, bei "projekt: gemeinde". Die gebürtige Kölnerin MU lebt ((erst? schon?) seit 2015 in Wien,
setzt sich für eine progressive Kirche ein und versteht sich als feministische Theologin (Vgl. ihr
Hörbuch: Gott ist Feministin). Seit Jahren ist sie Autorin (u.a. bei Herder) und Ansprechpartnerin für
theologische Fragen in Medien.
Und das Buch selbst ist entstanden auf Grund eines Interviews von MU in der "Presse" zum Karfreitag
2022: Davon angeregt schlug MH (geb. 1950) der jungen Pastorin MU (geb. 1985) vor, nach
Gesprächen "Über Gott und die Welt" abzufassen. (Diesen Titel hatte MH bereits einer Rubrik in
Seiner Zeitschrift " freizeit" gegeben.) Bedingung: Ehrlich muss es zugehen!!
Das ausführliche Vorwort von MH berichtet von der Herkunftsfamilie: Ungläubiger jüdischer Vater,
protestantische Mutter, später im Text von der großen Bedeutung der jüdischen Großmutter und von
seiner schwierigen Familie. MH hat regelmäßig den Kontakt zu wichtigen katholischen Geistlichen
gesucht und gefunden, u.a. Franz Kardinal König, er war eigentlich immer von Spiritualität
angezogen und kann sich in Welt und Leben "etwas Übergeordnetes" vorstellen. MH ist laut
Wikipedia verheiratet und hat zwei Töchter.
Das (weniger) ausführliche Vorwort von MU berichtet von ihrer schönen Kindheit mit einem
(Lange Zeit) Ungläubigen katholischen Vater und einer (überzeugten) baptistischen Mutter, ihre Jugendzeit
Brachte persönliche und familiäre Probleme. MU verbrachte ihre Schulzeit auf einem kath. Mädchengymnasium, über die ich nur gutes sagen kann. MU ist Pastorin und spürt hohe Erwartungen an sie und
widmet sich ihrer Tätigkeit sozusagen mit Leib und Seele, was sich auch an der netten
Kleinigkeit zeigt, dass sie bereits auf dem Buchumschlag und auch sonst mit Kollar zu sehen ist.
Schlimm war für sie der kürzliche Tod ihrer Mutter – ein wesentlicher Einschnitt in ihrem Leben.
Sehr ausführlich erläutert auf Grund von Fragen von MH die Stellung der Baptisten zu diversen Fragen
und Problemen.
Neben diesen erfreulich ausführlichen bibliographischen Skizzen zeigen die schwungvollen und
Lebhaften Dialoge mit harten Fragen und teils überraschenden Antworten die Ehrlichkeit des
Gesprächs über Angst und Freude, Liebe und Leid (die oft so nahe beieinander liegen), Frieden und
Krieg und Glaube und Hoffnung.
So ist es wichtig, sich bei der Trauer Zeit zu lassen und sie nicht zu überspielen. Wesentlich ist dabei
Trost zu spenden und anzunehmen. "Im Idealfall wird Trost eine Haltung, die man lernt für sich zu
Konservieren, um sie dann auch für andere verwenden zu können" (S. 47). Und MH stellt
Die Frage nach Gott, die MU ausführlich und schön beantwortet "Gott ist wie ein Raum und
Nicht nur ein Gegenüber".