Das tut einem Museum richtig gut. Eine große Ausstellung (einschl. einem Katalog
(ISBN: 978-3-89188-145-3 mit ca. 500 Seiten!) aus eigenen Beständen gestalten!
Und nicht zuletzt ist es eine enorme Herausforderung - noch dazu gleichzeitig
mit Baumaßnahmen im Hause...
Diese Leistung vollbringt das ohnehin recht rührige Kunstforum Ostdeutsche
Galerie derzeit in Regensburg (wie immer tatkräftig unterstützt durch wichtige
Sponsoren wie Bund, Land, Stadt Regensburg und Sparkasse).
Emil Orlik (geboren 1870 in Prag) wechselte nach dem Abitur mehrfach zwischen
Prag und München der künstlerischen Ausbildung wegen. Seine Lebensfreundschaft
mit dem Kunsthistoriker Max (Peter) Lehrs (geboren 1855 in Berlin, gestorben 1938 in
Dresden) beginnt wohl 1897, als Lehrs bereits ein Jahr lang das Kupferstich-Kabinett in
Dresden leitete (bis 1904, danach wieder 1908-1924, dazwischen in Berlin).
Lehrs begann auffallend früh mit der Sammlung von Orliks Arbeiten. Er muss also von
ihrer Qualität überzeugt sein.
Der Zeichner, Druckgraphiker und Porträtist Emil Orlik gehörte zu den Künstlern, die dank
vieler Reisen Erfahrungen und Kenntnisse sammelten. Seine erste große Studienreise 1898
führte ihn nach London und in die Niederlande, wo er gemeinsam mit Max Lehrs
Amsterdam und Haarlem besichtigte. Mit einem Brief aus London von 1898 beginnt
der im KOG vorhandene Bestand: u.a. 23 Alben mit Emil Orliks Briefen und Postkarten an
Max Lehrs (der bis 1930 dauert), weitere 125 Arbeiten, einschl. 46 Seiten mit Zeichnungen
aus Skizzenbüchern, 25 Radierungen, 19 Holzschnitte, 8 Lithographien, insgesamt über 440
Briefe und Postkarten.
Von besonderer Bedeutung war der vierzehnmonatige Aufenthalt in Japan. Orlik war eben
nicht nur ferner Adept des Japonismus, sondern wollte quasi vor Ort leben und lernen.
Ein Ergebnis der Reise war, dass er als Experte japanischer Druckkunst angesehen wurde.
Eine zweite Asienreise erfolgte dann 1912, u.a. auch wieder nach Japan, 1924 kam es zu
einer Reise in die USA, mit ebenfalls künstlerisch interessanten Ergebnissen.
Emil Orlik war von 1899-1905 Mitglied der Wiener Secession und siedelt sich mit seinem
Atelier in Wien an. Doch wird er als Professor nach Berlin an die Staatliche Lehranstalt
Kunstgewerbemuseums berufen, zieht nach Berlin und beginnt seine Lehrtätigkeit.
1908-1913 gehörte er zur Berliner Secession, 1922 wird er Mitglied der Preußischen
Akademie der Künste.
Ein geradezu netter und passender Zusammenklang ergab sich 1924: Unter dem Titel
"Kleine Aufsätze" erscheinen gesammelte Schriften Orliks - unter dem Titel "Gesammeltes"
ein Textband von Lehrs.
Die ansehnliche Ausstellung "Emil Orlik an Max Lehrs" bildet neben dem Kennenlernen
bedeutender Künstler und Gelehrter ein feines Beispiel gehaltvoller Kommunikation in längst
verflossener Zeit (aber nicht einmal hundert Jahre!) nicht zuletzt eine schöne
Wiederaufnahme des Themas "Künstlerpost". Erinnert sei hier an die Ausstellung
"Arte Postale" in der Akademie der Künste, Berlin, 2013.
Das KOG hat die liebenswürdige Idee , in seiner Eingangsrotunde ein "klassisches" Kaffeehaus
mit Kaffee und Kuchen anzubieten. Mal sehen, ob die Besuchenden dies akzeptieren....