Die Ausstellung "finding homeland" bedeutet natürlich auch, die/eine Heimat
zu suchen. Sie konfrontiert und bindet zusammen zwei Künstlerpersönlichkeiten,
deren Parallelen beim Thema Heimat sich erst auf den zweiten Blick erschließen.
Damit kann aber das Vielfältige und zugleich Umfassende des Begriffs Heimat
- der immer wieder von Neuem zur Diskussion steht, nicht zuletzt in Österreich -
bei Betrachtung der Werke und im (zumindest im Rahmen der sehr gelungenen
Vernissage) Gespräch des Publikums nähergebracht werden.
Fahar Al Salih gewinnt zunächst in der Ausstellung die größere Suggestion.
Dieser Künstler präsentiert hier über 50 Werke aus verschiedenen Bereichen
wie Skulptur (meist Objektstelen), dann Malerei, Photographie, Portrait und
Mosaik. Besonders fallen zwei Stücke aus 2022 mit den originellen Materialien Acryl
und Harz auf Topfreiniger auf. Dasselbe Material findet Verwendung bei den
verschiedenen Mosaiken der vergangenen beiden Jahre des internationalen Künstlers.
Bei den Photographien erregen die "Lovely Flowers I bzw II aus unserem Jahr
2023 ebenso wie Waiting Room II Aufmerksamkeit, alle drei Stücke sind Unikate.
Zentral in seinem Schaffen sind natürlich die Gemälde, die dem Wunsch, ja der
Sehnsucht nach Heimat in erkennbarer und vielfältiger Weise Ausdruck geben.
Der Künstler Fahar Al Salih versteht sich als Weltbürger. 1964 in Bagdad zur
Welt gekommen verbrachte er die Jugendjahre in Kuwait, lebte dann 1984/1995
in Wien und danach - von verschiedenen Studienaufenthalten und Reisen u.a. in
seine Geburtsheimat unterbrochen - in Karlsruhe. Er studierte vor allem bei
Markus Lüpertz und war dann Meisterschüler in Kolbermoor bei Hermann Nitsch.
Seine in der Ausstellung gezeigten Werke stammen aus den Jahren 2010 ff. mit
dem Schwerpunkt auf neue und neueste Arbeiten.
Simone Distler präsentiert auf dieser beeindruckenden Ausstellung 40 Gemälde
aus den Jahren 2019-2022, also sozusagen nur neues Schaffen - und jedenfalls
ganz eigenen Charakters. Vom Format her sind die meisten Werke beeindruckend,
als Farbe wählt die Künstlerin eine in Richtung Druck gehende verdünnte Acrylfarbe,
die gelegentlich an fernöstlich inspirierte Druckgraphik erinnert. Sie verwendet bei den
gezeigten Werken durchgehend Mischtechnik auf Leinwand und ihre Motive lassen
dabei Landschften anklingen, die aber keine sein sollen und sind. Seelenlandschaften.
Vielleicht. Einladungen zu Kontemplation und Meditation. Die konsequente Arbeit in
dieser Richtung zeigen auch schon Titel früherer Ausstellungen wie "Blick nach innen",
"aus einer stilleren Welt" oder noch früher "Spuren: finden - Spuren hinterlassen".
Erfreulicherweise ist das großformatige Werk "In Between, I" aus dem Jahr 2019,
das mich besonders beeindruckt, auf der Einladungskarte zur Ausstellung abgebildet.
Simone Distler, in 1982 in Dettelbach (Main) geboren, wurde Modeschneiderin und
studierte seit 2009 auf Burg Giebichenstein, zuletzt Meisterschülerin von Ute Pleugen.
Die Künstlerin lebt in Erdeborn (Sachsen-Anhalt). Ihre Werke könnten sehr geeignet
sein für das Anbringen in einer Kapelle o. ä.