Provenienzforschung liegt inzwischen vielen am Herzen,
ohne dass ihre große Bedeutung wirklich gesehen wird.
Deshalb biete ich hier einen kleinen Bericht an.
Denn häufig wird Provenienzforschung nur im Blick auf
Entziehung von Kunstwerken in der Nazi-Zeit verstanden.
Wenn man nun beispielsweise die parallele Situation bei
Büchern betrachtet, ist es viel verständlicher, dass diese
ihre Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte haben.
Bei Kunstwerken hat die Provenienzforschung mit ihrer
Feststellung von Kaufnachweisen, Signaturen von Vor-
besitzern, online- Recherchen u.ä. immer die zentrale
Frage zu untersuchen und zu beantworten: Wer ist
der rechtmäßige Beitzer des Werkes? Dabei ist dieses
Problem nur im Sinn des demokratischen Staates der
Gegenwart zu lösen, also beispielsweise ob (Ver)Käufe
als rechtlich gültig anzusehen sind oder unter Druck
erfolgte Scheinhandlungen sind. In Österreich regelt ein
Bundesgesetz von 1998 die Rückgabe von Gegenständen
der Kunst - im gleichen Jahr wie die berühmte und
Washingtoner Erklärung. Stufen der Bearbeitung sind
dabei häufig "grün": vollständig untersucht, ohne Verdacht,
"gelb": soweit möglich untersucht, ohne Verdachtsmomente,
"orange": Untersuchung war nur lückenweise möglich, dabei
ergaben sich keine Verdachtsmomente.
Im Kunstforum Ostdeutschen Gallerie stellen nun Werke von
Lovis Corinth (1858-1925) passende Beispiele für die gesamte
Fragestellung dar. Denn der Künstler schuf in seiner frühen
Schaffensperiode Werke, die durchaus als NS-konform
anzusehen sind, während andererseits Werke des Künstlers
in der NS-Ausstellung "Entartete Kunst" (1937, München) gezeigt
wurden. Die Ostdeutsche Galerie hat- wie auch viele andere
Sammlungen - die Provenienzforschung aufgenommen.
Seit 2018 ist hier auf Projektbasis die Forscherin N. Mazur
tätig, die im Rahmen ihrer Arbeit schon mehrere hundert Werke
des Bestandes untersucht hat, ohne dabei auf unklare Besitzverhältnisse zu stoßen - erfreulicherweise.