Pawel Althamer (geb. 1967 in Warschau und dort lebend) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler
Polens - zugleich auch mit eindrucksvoller internationaler Wirkung (bis zu Besuchen in Mali). In Österreich war
bisher seine Professur 2009-2011 an der Akademie für bildende Kunst in Wien bemerkenswert.
Er fasziniert weithin mit Werken, die den herkömmlichen Kunstbegriff ausweiten. So steht In seinen partiziptiven
Darbietungen,Installationen und Skulpturen steht konsequent der Mensch im Mittelpunkt, nicht zuletzt der Künstler
Pawel Althamer selbst.
Zentrum der Ausstellung in Regensburg bildet der kollaborative Aspekt seines künstlerischen Schaffens, nicht
zuletzt in seiner bemerkenswerten Malerei - die nicht im Mittelpunkt der Betrachtung seines Schaffens steht.
Hier werden 7 große Gemälde (2021) als Gemeinschaftswerk gezeigt. Wichtig sind auch 13 Zeichnungen
von 2020 und eine weitere von 2021. Zu nennen ist hier natürlich die Zusammenarbeit mit der Galerie
neugerrieriemschneider Berlin wichtig.
Seine Performances mit teilweise dutzenden und mehr Personen sind sind wohl eher spektakulär für Publikum.
Zu seinem künstlerischen Programm gehört auch soziales Engagement mit Beobachtung alltäglicher Situationen
und ihren gesellschaftlichen Konventionen (Novolipie Group mit Plastiken, die MS-Kranke geschaffen haben).
Für den Künstler ist nicht nur das fertige Werk, sondern besonders der Entstehungsprozess von Belang. Althamer,
der religiöse Eklektiker, fühlt sich hier als "Schamane". Die Ausstellung insgesamt zeigt 40 Werke, darunter auch
Videokunst (z.B. die Avenue of the Rising Sun aus diesem Jahr als Echo auf die Vorgänge in Weißrussland).
Von seinen Skulpturen seien an dieser Stelle nur wenige erwähnt: MAMA III: nacktes Selbstbildnis des Künstlers
- als Zeichen kooperativer Arbeit über und über beschriftet - eine kleine Figur seiner Mutter betrachtend (2016);
weiter: Bodhisattva (2019), die nackte, ebenfalls sitzende Darstellung seiner (zweiten) Frau mit buddhistischer
Haartracht, auf deren linkem Bein der nackte Künstler (wieder quasi als Puppe) sitzt und sie (als Lehrerin?)
betrachtet; und dann das inzwischen berühmte Puppenhaus mit drei Etagen: Keller - Unterbewußtsein,
Wohnung - Bewußtsein, Dachgeschoß - Über-Ich.
(Für mich überraschend trägt das Über-Ich kaum irgendwelche herausragenden Züge.)
Eine Notiz noch zur Skulptur "God bless America" mit einer Riesenfahne aus Dollarscheinen: Das Werk wurde 2014
in New York erstellt: Wird hier Kritik manifest?
Schon seit den neunziger Jahren ist Pawel Althamer ein weithin bekannter Künstler. Wichtige Einzelausstellungen
zeigten seine Werke in Basel, Aachen, München, Berlin und Bozen, bei bemerkenswerten Gruppenausstellungen
war der Künstler ebenfalls beteiligt, so u.a. 2012/3 in der kunsthalle Nürnberg, 2014 im Georg-Kolbe-Museum
Berlin und 2016 in Frankfurt/Main. Die derzeitige wichtige Ausstellung in Regensburg wird von Bund, Land und
Stadt sowie einzelnen Firmen gefördert.
Pawel Althamer hat schon mehrere wichtige Preise verliehen bekommen, so u. a. 2010 den Kunstpreis Aachen,
2013 den KAIROS-Preis/Europäischer Kulturpreis und jetzt - sozusagen als den bisherigen Höhepunkt - den
Lovis-Corinth-Preis für einen bemerkenswerter Preisträger und eine sehr sehenswerte Ausstellung.