Diese Ausstellung verstehe ich als Experiment: Zwei Künstler veranstalten eine
gemeinsame Präsentation. Die beiden sind reichlich und erfreulich verschieden:
Lisa Beane, geb. 1961 und lebt in Los Angeles, seit einigen Jahren auch in
Deutschland. Sie erwarb ihren BA 1983 an der bedeutenden Syracuse
University in New York. Vor allem war sie in den USA bei wichtigen
Ausstellungen u. a. in Atlanta, Chicago und Washington D. C. präsent.
Werke von ihr wurden von öffentlichen und privaten Sammlungen erworben.
Ihr Themenbereich erstreckt sich von historischen Fakten, die oft nicht im
allgemeinen Interesse stehen, bis hin zu hoffnungsvollen und humanistischen
Utopien. Dabei werden "die üblichen" Kommunikations- und Machtstrukturen
veranschaulicht - ein wichtiger Vorgang. Als jüdische Afroamerikanerin ist sie
konsequente Kämpferin gegen jede Ungerechigkeit.
Auffallend ist, dass Lisa Beane mehrfach in Regensburg 2016 und 2017 und
in der Nähe von Regensburg (Kallmünz, 2016) ausstellen konnte. 2021 war sie
(endlich!) in Berlin präsent - und Wien fehlt bis heute - -
In der hervorragenden Regensburger Ausstellung zeigen Dr. Erdel und Frau Dr.
Kienberger fünf wirklich neue Werke der - temperamentvollen - Künstlerin:
"Chaos" 2016-2022, "When pigs fly" 2021 (mit dominantem Rot), sowie drei
Gemälde von unserem Jahr 2022: "I dream of" (eher in Gelb gehalten),
"March of the pink elephants" (eher in Rot gehalten) und nicht zuletzt
"Arriva, arriva": Dieses Bild möchte ich einfach als bunt bezeichnen, in der
Farbgebung und im Inhalt: Die kleinen farblosen Menschen von Anfang an
(oben im Bild) werden im Lauf des Lebens geprägt durch verschiedenste
Einflüsse, auch durch den je eigenen Teufel (deutlich gemalt rechts unten).
Und im Zentrum des Bildes findet man eine echte Lebensfrage zu lesen:
so I asked the Lord "pourquoi"?
Herausragende (frühere) Werke der Künstlerin finden sich in dem gelungen
gestalteten Katalog des Jefferson School African American Heritage Center:
Lisa Beane: Karma (2007). Die Einleitung dazu schrieb übrigens die
(damalige) Regensburger Galieristin Dr. Andrea Madesta.
Und wie kommt eine US-Künstlerin, Lisa Beane mit einem deutschen Künstler
aus dem Südosten (Bayern, Oberpfalz), Heiner Riepl zusammen (über Werke von
ihm habe ich erst kürzlich berichtet)? Beide waren "Artist-in-residence" am
Virginia Center for the Creative Arts (2015)!
So entsteht eine Künstlerfreundschaft und so gibt es - dank Dr. Erdel - eine
gemeinsame Ausstellung - mit großer Bandbreite der Themen und Werke.
Heiner Riepl zeigt eine deutliche Entwicklung seines künstlerischen Schaffens
und in den neuesten Werken zunehmend affirmative Töne: Wie sollten wir in
unserer zivilisatorischen Gegenwart handeln? Was könnte überlebenswert sein
- und was wird "Kulturschrott" - und der kann weg...?
Die hier gezeigten fünf (ebenfalls neuen) Werke von Heiner Riepl lassen deutlich
Farben sprechen, geradezu more geometrico, als ausdrucksvolle Farbflecken
bzw. Farbquadrate (besonders Komposition XI bzw. XII), die aufschlussreiche
Komposition II (2018) gibt überzeugend ihr Thema "Waldstimmung" wieder.
HERE WE ARE: Hier befinden wir uns an einem Ort - hier ist unser gegenwärtiger
"Stand" künstlerischen Schaffens... Hier hat der Kunstinteressierte (s)einen
Platz.....Die Ausstellung ist einen Besuch wert.....