Das Thema der Doppel-Ausstellung "Das große Welttheater" nach
dem berühmten Werk des Calderon de la Barca verspricht einen
Weg geradezu vom Mysterienspiel zur Neuerfindung der Welt:
Ein mutiges und und vielversprechendes Thema, das Dr. Erdel und
Frau Dr. Kienberger hier zu präsentieren wagen. Die "Bilder zur Zeit"
unfassen großformatige Arbeiten aus den Jahren 2017-2021, also
bereits aus der Zeit von Corona, aber noch nicht geschaffen unter
dem Eindruck des Überfalls von Russland auf die Ukraine, den
Nachbarn und zugleich das Brudervolk.
Das Künstlerleben von Heiner Riepl habe ich bereits am 3.9.2021
an dieser Stelle skizziert, das Kunst erleben hat der Künstler den
Betrachtenden nun auch in dieser Ausstellung wieder ermöglicht.
Die präsentierten Zeichnungen zeigen "einfach" Zerstörungen von
Städten in allen Schrecklichkeiten in einem geradezu faszinierenden
"bellizistischen Gelb", das sowohl den Staub der Zerstörung gemischt
mit dem Sand der Wüste und dem Leuchten der Sonne "über Gerechte
und Ungerechte" als dominierende Farbe zum Ausdruck bringt.
Dazu kommt das "normale" Grau und Schwarz der zerstörten Häuser.
Die Stadtarchitektur zeigt einige angedeutete Säulenreihen und
weitere orientalisierende Elemente: Die Gemälde sind somit erkennbar
Reflexion der Kriege in bzw. rund um Syrien - und ergreifen die
Emotion des Betrachtenden zutiefst angesichts der Gegenwart.
Die Bühnen- und Kostümbildnerin Katharina Claudia Dobner
wurde 1981 in München geboren. Ihr Ausbildungsweg lief u.a.
über die Akademie für Gestaltung in Regensburg und die Kunsthochschule Berlin-Weißensee (2005-2011). Ihre vielseitige
Tätigkeit umfasst weiter Aufgaben als Produktionsassistentin
und Performances im In- und Ausland, so am Berliner Ensemble
und am Turmtheater Regensburg Es geht ihr immer um
einen Bühnen(t)raum. Wichtig wurde ihre Tätigkeit an der
Wiener Volksoper. Doch bereits seit 2013 lebt und arbeitet die
Künstlerin wieder in bzw. bei Regensburg. Hier ist sie seit 2013
als Dozentin an ihrer Ausbildungsstätte Akademie für Gestaltung
tätig, 2019 erhielt sie den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg.
Katharina Claudia Dobner ist zugleich Sammlerin und Malerin,
die ihre Werke im bayerischen Raum, vor allem in diversen
Ausstellungen in Regensburg präsentieren konnte, nicht
zuletzt 2019 in der Galerie artspace Erdel, die auch jetzt
Werke von ihr sehen läßt.
Ihre Beiträge zum "Großen Welttheater" gehören zu dem
siebenteiligen Werk "Purgatorio" gemäß der Divina Commedia.
Am tiefsten beeindruckend war für mich das Gemälde mit der
Beschriftung "Selig die Armen im Geiste" (aus den biblischen
Seligpreisungen) inmitten einer großen divers grauen
Fläche, die zwei Drittel des Bildes ausmacht. Der untere
Teil zeigt dann Gegenständliches: Hier versucht ein nackter
Mann mit einem Felsblock auf dem Rücken zu kriechen.
Eine Erinnerung an Sisyphos - und seine vielen "Nachkommen"
in vielen Zeiten?