Sigmar Polke (1941 in Oels, Niederschlesien) lebte seit 1978 in Köln und starb dort 2010.
Er steht im Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe des Kunstforums Ostdeutsche Galerie.
Denn neben der Ausstellung selbst mit Vernissage (einschließlich einem Grußwort der
Bürgermeisterin von Regensburg) und einem eigenen Pressegespräch wurden am 9.10.2021
noch aufschlussreiche "Gespräche mit "Wegbegleitern des Künstlers" angeboten: "Es hätte
alles anders kommen können".
Weiter ist eine Begleitpublikation (ab Ende Oktober) erhältlich - eine wertvolle Ergänzung
der Literatur von und über den Künstler, der auch Träger hoher Auszeichnungen ist.
Sigmar Polke ist - wie er oft bezeichnet wird - ein "internationaler Star", dessen erste
Retrospektive bereits 1976 in Tübingen gezeigt wurde und der diverse Ausstellungen
innerhalb und außerhalb Deutschlands folgten. Zugerechnet wird er dem Postmodernen
Realismus, hier dem Bereich "Kapitalistischer Realismus".
Heute besitzt das Museum Ludwig Köln die größte Sammlung seiner Editionen, von
denen vieles 2015 vorgestellt wurde.
Interessanterweise gab es schon jahrelang keine Einzelausstellungen von Sigmar Polke in
Bayern und seit 2007 auch nicht in Österreich. Diese große und sehr bemerkenswerte
Ausstellung in Regensburg bedeutet somit den erneuten Zugang in den südostdeutschen
Sprachraum.
Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Städtischen Galerie Karlsruhe veranstaltet
und wird im nächsten Jahr auch in Karlsruhe präsentiert. Sie erinnert an den 80.
Geburtstag des Künstlers - und in Regensburg zugleich an das vierzigjährige Jubiläum
der "Freunde und Förderer des Kunstforums Ostdeutsche Galerie".
Sigmar Polke arbeitete sehr vielseitig in den Bereichen Malerei, Papierarbeit, Graphik,
Objekte, Film und Fotografie, er entwickelte die Rasterbilder aus einzelnen Punkten
und später Stoffbilder (also Arbeit nicht mehr mit der Leinwand) und befaßte sich
generell mit neuartigen Materialien und Techniken. So gestaltete er ab ca. 1980
Linsenbilder. Seine geradezu berühmten "Editionen" sind als Mittel gedacht, (endlich)
die Trennung von Hoch- und Trivialkultur aufzuheben.
Zu den grundsätzlichen Überlegungen des Künstlers gehört dann die Frage nach der
Bildwürdigkeit, der Aspekt der Sichtbarmachung und das Problem der Wahrnehmung.
In Anknüpfung an einige internationale (besonders aus den USA stammende) Trends
griff er als Themen auch Alltagsgegenstände als Kennzeichnung der Gesellschaft in
der Nachkriegszeit auf, als besonders hübsches Beispiel seien hier die "Kekse"
(3 Stück!) von 1964 genannt, in Öl, Lackfarbe auf Leinwand, oder auch der Siebdruck
"Wochenendhaus" (der Wohlstand wächst eben!). Einzeln genannt seien hier weiter
die vier Gouachen von 1989 (Dispersionsfarbe auf Papier) und das ziemlich bekannte
"Haus von Mondian" von 1994 (Dispersionsfarbe auf Stoff). Etwas besonderes sind die
um 2006 entstandenen "Himmelsbilder", sieben Farbfotografien von Wolkenformationen.
Als für mich sehr eindrucksvoll nenne ich die sechs Bilder "Erschießung".
Und glücklicherweise vollendete Sigmar Polke 2009 (also kurz vor seinem Tod) auch
die Kirchenfenster für das Großmünster in Zürich.
Dass diese umfangreiche Regensburger Präsentation von ca. 90 Werken - dank
der zahlreichen Leihgeber - sehenswert ist, muss nicht eigens betont werden.
Die Einteilung der Ausstellung in sieben Sektionen hat die Kuratorin
Dr. Verena Hein geschickt gestaltet.