Andy Warhol muss nicht vorgestellt werden, aber es ist sinnvoll, sich seiner zu erinnern.
Seine Lebenszeit 1928-1987 ist inzwischen ziemlich weit zurückliegend, aber viele Themen
seiner Epoche, vor allem der Nachkriegszeit, sind entweder Diskussionspunkte im
gesellschaftlichen Diskurs geblieben oder haben sich erst als solche entwickelt.
A. W. war ein auffallend vielseitiger Gestalter in Malerei, Skulptur, Film und Musik,
aber auch in Werbung, Mode und populärer Massenkultur allgemein: Er war sozusagen
Brückenbauer zwischen Kunst und Kommerz, er arbeitete als Auftragskünstler und
als freier Künstler. Vor allem und herausragend war er als Begründer und Klassiker
der Pop Art.
Beschrieben wird er als introvertierter Mensch und eingestandener Homosexueller
(das in vielen Gemälden thematisiert wird), der nicht schubladisierbar, unkonventionell,
undurchschaubar sein wollte und in viele seiner Werke verschiedene Gesichtspunkte
einbrachte. In der umfangreichen Literatur wird A.W. als religiös bezeichnet, in der
Tat war er griechisch-katholisch getauft und besuchte in seinen späteren Jahren in
New York gerne die Pfarre St. Vincent Ferrer: Seine berümte Zeichnung "Das Letzte
Abendmahl" erinnert wohl an die Ikone, die in einer griechisch-katholischen Kirche
an der königlichen Pforte über dem Eintritt zum Altarraum zu sehen ist.
Damit sind wir endgültig bei der großartigen Kölner Ausstellung, die sich vielfältiger
Förderung u. a. durch die Stadt Köln, REWE und Strabag verdankt. Gezeigt werden
über einhundert Werke erfreulicherweise in (meist) chronologischer Folge - die
größte Sammlung außerhalb der USA.
Aus dem reichen Oeuvre genannt seien hier in Auswahl die Nacktdarstellungen der
40er Jahre, die Zeichnungen der 50er Jahre, die Arbeiten als Graphikdesigner, der
auch Schaufenster gestaltet, in den sechziger Jahren, und dann natürlich
die Screen Tests auch im Rahmen der "Factory" in diesen sechziger Jahren,
einer großen Experimentierphase. Eindrucksvoll ist und bleibt die "Silver Liz" (Taylor).
Ab 1972 wendet sich A. W. energisch zur Malerei zurück, berühmt ist hier das
Riesenbild von Mao Zedong und bei den Katastrophenbildern Jacqueline Kennedy.
Von den vielen Werken der letzten Jahre seien hier nur die kraftvollen Gemälde
"Ladies and Gentlemen" erwähnt. die oft Portraits von Afro-Amerikanern darstellen
(in diesen Jahrzehnten!).
Wer Geduld mitbringt, wartet auf die Museumsöffnung - in jedem Fall ist das
"Andy Warhol Now Exhibition Movie" zu empfehlen: Die gute halbe Stunde lohnt sich.