Kürzlich stieß ich eher zufällig auf eine Kunstsammlung an ziemlich versteckter Stelle:
Das im 13. Jahrhundert gegründete Zisterzienserinnenkloster Seligenthal in Landshut
(mit direkter Zugverbindung aus Salzburg!) verwahrt und - man kann wohl sagen -
behütet eine ansehnliche Sammlung von Werken des weithin bekannten Bildhauers
Fritz Koenig (1924-2017).
Koenig ist international berühmt mit seinen Werken, die teilweise aus geometrischen
Körpern gestaltet sind. Er schuf das berühmte "The Sphere" für das Welthandelszentrum
in New York, das in seinem Zustand nach der Zerstörung dieses WTC nun im Battery Park,
ebenfalls in New York, aufgestellt wurde und so vom Denkmal zum Mahnmal wurde. Unter
vielen anderen Werken stammt auch das Denkmal für die Opfer des Olympiaattentats in
München 1972 von ihm.
Die erste große Retrospektive seines Schaffens widmeten ihm 2018 die Uffizien in Florenz.
Oft wird übersehen, dass Fritz Koenig seit 1961 bis zu seinem Tod auf dem Ganslberg
(Landshut) lebte und von daher langjährigen Kontakt zum Kloster Seligenthal pflegte.
Er persönlich richtete 2013 die Ausstellung von eigenen Werken und selbst gesammelten
Kunstwerken im Kloster ein, besuchte häufig seine Exponate - und die Klosterschwester,
die die Custos-Aufgaben übernommen hatte. Diese Schwester erzählt sehr interessant von
ihren Begegnungen mit dem Künstlerehepaar und dann dem Witwer Koenig und berichtet
sozusagen als Zeitzeugin, wie sehr bei Fritz Koenig sein Leben und sein umfangreiches
sakrales Werk eine Einheit bilden.
Hauptthema dieses Schaffens war die Darstellung des Kreuzes Christi - und zwar in sehr
vielfältiger und, zumindest bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts, ungewohnter Weise: Der
Gekreuzigte wird nicht als Person erkennbar gezeigt, sondern als zerstörter Zwischenraum
zwischen den Kreuzbalken: Erdrückt von der Last des Kreuzes und dennoch sich befreiend
von dieser Qual.