Professorin emerita Ruth Wodak (Wien)
Angesichts mehr oder weniger bzw. auch sehr aktueller Entwicklungen und Vorkommnisse
berichte ich heute - ausnahmsweise - über den Vortrag von Frau Wodak, der langjährig vor
allem an der Universität Wien tätigen Sprachwissenschaftlerin, im gut besuchten
(gelungenen) Glashof des Jüdischen Museums in Berlin.
Ihr Thema: "Rechtsruck"?! Zur Normalisierung rechtspopulistischer Diskurse
war grundsätzlich aufgebaut und hauptsächlich mit Beispielen aus Österreich illustriert -
was aber die deutsche Zuhörerschaft offensichtlich nicht irritiert hat.
Das Problem von Sprache und Sprechen, das sich hier eklatant zeigt, wird in der täglichen
Diskussion nur angedeutet - dringend notwendig ist aber eine grundsätzliche Befassung.
An dieser Stelle ist nur möglich, einige Beobachtungen und Thesen herauszugreifen.
Frau Wodak sieht in der "Haiderisierung", also dem Einfluß Haiders auf Denken, Sprechen
und politische Wirkungen den wesentlichen Ausgangspunkt des Rechtspopulismus in Europa.
Übergreifend seien dabei Forderungen wie "weg mit den Grenzen von links und rechts"
und ein Übergang von der Klassenpolitik zur Wertepolitik - was aber zu Recht in späteren
Diskussionsbeiträgen kritisiert wurde, da es der Struktur vieler Parteien nicht entsprach.
Als Inhalte des Rechtspopulismus sind grundsätzlich anzusehen: - Nationalismus (auch
gegen Minderheiten aller Art; vor allem natürlich gegen die unpassenden Fremden/Migranten)
) - Anti-Establisment ("wir gegen die Anderen"; Skepsis gegen Globalisierung; entspricht
dem überall zu beobachtenden Vertrauensverlust der Eliten; Anti-Intellektualismus)
- "Law and Order" (auch Hilfe gegen verbreitete Angstgefühle) - Konservatismus (früher
war vieles/alles besser; jedoch sind "bad manners" inzwischen üblich und modern).
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es keine "Patentrezepte" gegen Rechtspopulismus:
Die Medien sollten den Trend bzw. einzelne Geschehnisse nicht "hochkochen", die in der
Politik Tätigen sollten sich der Pflicht bewußt sein, sorgfältig mit der Sprache umzugehen
und für den/die Einzelnen/Einzelne bleibt der Appell, in der jeweiligen Lebensumgebung
sorgfältig auf die Begriffswahl zu achten: Trotz aller Forderungen an die Ordnungsmacht
des Staates ist wohl das wirksamste Gegenmittel das Verhalten des Individuums....