Der Bibliothekskongress - der größte nationale Fachkongress in Europa; zugleich Deutscher Bibliothekartag - war wieder
eine "große Sache": Gut 4.000 Bibliothekarinnen und Bibliothekare tummelten sich im Messebereich und natürlich auch
in der Leipziger Innenstadt.
Gleich am Anfang sei es gesagt: Leipzig ist immer einen Besuch wert, das rekonstruierte Zentrum mit Marktplatz, Oper,
Neuem Gewandhaus, Nikolaikirche (und die sehenswerten Antiquariate neben der Kirche!) und vor allem auch das
Museum der Bildenden Künste (allein schon der Bau: Eindrucksvoll). Und wie könnte man die Thomas-Kirche und
Johann Sebastian Bach vergessen!
Bibliotheken als geradezu überall präsente Einrichtungen mit meist riesigen Besucherzahlen haben gerade jetzt, in der
Gegenwart eine dominante Bedeutung als "Dritter Ort" (als (auch digitaler) Bildungs-, Erlebnis- und Kommunikationsraum)
- neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz. Das diesjährige Motto "Bibliotheken verändern" zeigt deutlich die Ambivalenz:
Bibliotheken ändern sich und lösen Veränderungen in der Umwelt aus. Über 260 Vorträge an den Kongresstagen luden ein
zur Problemansage und zur Problemlösung. Da hatten die "klassischen" Fragen zur Erschließung und zum Wiederfinden
von Texten und Informationen (in Zeiten des Internet und elektronischer Recherchen eher noch wichtiger als in den Epochen
vorher) oder Themen der Mitarbeitergewinnung und -schulung weiter ihre Bedeutung; auf einem Bibliothekartag gehören
Diskussionen zu Fahrbibliotheken als wesentlicher Hilfe für Nutzer ebenso zum Standardprogramm wie die Entwicklung der
Fachinformationsdienste. Oder gar Fragen der Leseförderung und Lesemotivation!
Mir sagten besonders die erstmals angebotenen Veranstaltungen zum Verhältnis von Bibliothek und Journalist/inn/en zu;
nett und amüsant war auch die erstmalige Präsentation eines Bibliotheks-Roboters für den Kundenkontakt: Ob dies eher
ein Werbegag oder eine Maßnahme gegen Personalmangel darstellt? Über die notwendige Manpower für dieses "Gerät"
war jedenfalls nichts präzises in Erfahrung zu bringen...
Aus Österreich kamen leider nur wenige Vortragende, die allerdings relevante Themen ansprachen: Zu Suchportalen gab es
einen Bericht der Büchereien Wien und 15 Jahre Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien wurde skizziert.
Mich beeindruckte besonders die Darstellung der Arbeit der ehrenamtlichen Bibliothekare und Bibliothekarinnen und ihre
sorgfältige Schulung durch den Bibliotheksverband Österreich.
Ein so großer Kongress ist natürlich auch ein internationaler Kongress: So ist es schon Tradition, dass ein Partnerland
mit seinen Anregungen das deutsche Bibliothekswesen begleitet. Von 2016-2019 waren dies die Vereinigten Staaten,
von 2019-2022 wird dies das Königreich der Niederlande sein.
Die hilfreiche und anregende Fachausstellung mit ca. 150 Ausstellern aus neun Ländern stellte wieder einen fachlichen
Vorgriff auf die Buchmesse dar und bot ebenfalls reichlich Gelegenheit zur dringend gewünschten und intensiv durchgeführten
Kommunikation der Teilnehmer und Teilnehmerinnen.