Die Galerie Isabelle Lesmeister verfolgt das wichtige Ziel, jungen, aber bereits durchaus anerkannten Künstlerinnen
und Künstlern eine Plattform für Präsentation und Diskussion ihrer Werke zu bieten.
Inzwischen zeigt sich die Galerie, auch dank EU-Beiträgen, regelmäßig bei großen Messen in USA und Kanada.
Somit gibt es viele Gründe, diese interessante Galerie sozusagen im Auge zu behalten.
Am 27. Feber wurde hier nun die Ausstellung von Anna Nemes eröffnet: Nail Biting (übrigens: Diese "Überschrift"
wurde von der Künstlerin gewählt und ist der Titel eines der neun ausgestellten Werke).
Zu sehen sind Papieraquarelle und Leinwandbilder mit Acryl (die wie Aquarelle wirken). Dabei entstehen die Bilder
nicht (nur) aus bewußter Pinselführung, sondern quasi durch natürliche Kraft: Wasser transportiert Farbpigmente,
deren Verdunstung platziert sie auf der Leinwand.
Thema ist der Mensch - also eines der gängigsten Themen der Kunst überhaupt. Und nur der Mensch bzw. einige
Menschen sind auf dem jeweiligen Bild zu sehen.
Damit hängt alle Originalität der Arbeiten von der Sicht und Gestaltung der Künstlerin ab.
Die Menschen hier sind transparent in zwei Typen gezeichnet: In grau-schwarzen Tönen teils auf schwarzem Hintergrund
bzw. in (etwas) farbigen Tönen (ein wenig Rosa, ein zartes Blau), als konkrete, persönliche und zerbrechliche
Wesen, die durchaus geheimnisvolle Züge tragen. Wichtig ist der Künstlerin, daß der Körper ohne irrelevante
Details gezeichnet wird, deshalb verzichtet sie auf einigen Werken sogar auf die Darstellung der Haare.
Anna Nemes malt bewußt Bilder von Bekannten, Freunden, Familienangehörigen und sich selbst: Und dennoch
sind dabei eher Typen als Individuen zu sehen. Es entsteht hierbei eine Art Kontaktgefühl zwischen Betrachter
und Dargestelltem, aber keine "echte Beziehung".
Einige meinen, in der Darstellung der Figuren ein Element des
Leidens zu sehen: Dem kann ich mich nicht anschließen, aber es zeigt sehr geeignet den Raum für Interpretation
und Reflexion, der hier ermöglicht wird.
Anna Nemes wurde 1989 in Budapest geboren, studierte hier und in Valencia und lebt und arbeitet in Budapest.
Sie konnte seit 2011 schon eine erstaunliche Anzahl von Ausstellungen (mit)gestalten, zunächst an ihren Studienorten
Budapest und Valencia, dann aber seit 2016 auch in Frankreich und Polen, seit 2017 auch in der Türkei und in Deutschland.
Wien fehlt noch......
Künstlerische Vorbilder waren und sind vor allem Lucian Freud (1922-2011), einer der bedeutendsten Porträtmaler des
vergangenen Jahrhunderts, dann Marlene Dumas (geb. 1953) und nicht zuletzt Jenny Saville (geb. 1970; ihr originelles (?)
Spezialthema: Übergewichtige Frauen).