Inzwischen einen Besuch wert ist das KunstKulturQuartier in Nürnberg, das aus Kunsthalle, Kunsthaus und Kunstvilla besteht.
Die drei Gebäude sind nur wenige hundert Meter von einander entfernt - und zugleich nahe am Hauptbahnhof gelegen:
Somit auch geeignet für einen Zwischenaufenthalt....
Die Kunsthalle präsentiert nun Installationen, Objekte und Performances von Alicia Framis (geboren 1967 in Barcelona, lebt
heute in Amsterdam): Alles Fingerzeige auf soziale, kulturelle bzw. politische Probleme - alles entspricht dem Aufweis
großer Diskrepanzen zwischen Ideal und Wirklichkeit bei der Verwirklichung der Menschenrechte als künstlerischem Ziel.
Gezeigt werden im Projektraum und in 7 Ausstellungsräumen Werke der Jahre 1996-2017, die allerdings nicht den Eindruck
erwecken, es gehe hier um ältere bzw. neue Produkte.
Beginn ist der Screaming Room, um sich durch emotionale Schreie zu erleichtern: Die freigelegte Energie wird dann dank
3D-Technik in ein individuelles Gefäß umgewandelt: sehr eindrucksvoll - sehr originell!
Raum 2 zeigt das "Leben" von Alicia Framis mit der Schaufensterpuppe Pierre in 35 Schwarz-Weiß-Photographien (es waren
aber 34!!) mit Stühlen und ausgelegten Texten "Die Gefahr Tod". Es folgen danach vier Filme "Secret Strike": Die Anwesenden
erstarren, während bei ihnen die Kamera läuft.
Raum 4 vermittelt dann Eindrücke von ANTI_DOG, einer Modemarke, die die Künstlerin 2002 eingeführt hat (und deren
Wirkung auf "schwierige" Fußballfans von Ajax Amsterdam).
Raum 5 ist für "Forbidden Books" (beinahe 200 Publikationen), "Forbidden Architecture" und zwei Tafeln "DEPARTURES"
mit fiktiven und symbolischen Zielnamen: Übrigens: Nur "UTOPIA" wird auf beiden Tafeln genannt (bezeichnenderweise!?).
Für die Installation FORBIDDEN PEOPLE ist Raum 6 reserviert: Eine Aktion während der Ausstellungseröffnung am 13. September: Das Sicherheitspersonal bei der Eingangskontrolle mit dem Logo PDA (Public Display of Affection) umarmt abschließend die Eintretenden - ebenfalls ein Eingriff in die Privatsphäre wie die vorhergehende Kontrolle!
Raum 7 enthält nur zwei Brieftauben mit Kamera - wieder Überwachung!!
Und der Abschluß: Projektraum mit 388 Löchern in der Wand, um mit unsichtbarer Tinte Wünsche zu formulieren: Wieder
eine Einladung an die Ausstellungsbesucher, kreativ zu werden und Emotion zu zeigen!
Übrigens: Ausstellungsbesucher/innen sollten eine gewisse Lärmempfindlichkeit mitbringen (für die Räume 2, 4, 6) !!!
Ein großes Plus der Präsentation ist nicht zuletzt das angebotene Material: Zwei zusammenfassende Broschüren, dazu
eine Erläuterung "Century 22" bei Forbidden Architecture mit Wohnungsmöglichkeiten auch jenseits der traditionellen
Familien und eine ausführliche Erläuterung der Zielnamen auf den DEPARTURE-Tafeln.
Man kann eigene Gedanken entwickeln - aber zugleich auch "das Gemeinte" nachlesen...