Roberto Burle Marx: Tropische Moderne - Brazilian Modernist Do, 20.07.2017
Die KunstHalle präsentiert als Übernahme von The Jewish Museum, New York die Schau des Künstlers und Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx (1909-1994). Die Ausstellung wurde von vornherein u.a. von der Deutschen Bank unterstützt. Roberto Burle Marx - außerhalb Brasiliens weithin unbekannt, aber einer der Väter der brasilianischen Moderne und geradezu ein Universalgenie - war im 20. Jahrhundert weltweit einer der bedeutendsten und einflußreichsten Landschaftsarchitekten, er gestaltete über 2.000 Gärten weltweit - und zwar möglichst als Ruhepunkt und Naturerlebnis im öffentlichen Raum.

Seine Philosophie war dabei, den Verlust des Urgartens zu lindern, seine geradezu revolutionäre Tat war die Ablösung der europäischen Gartengestaltung durch die Einführung und Verwendung heimischer (südamerikanischer) Pflanzen. Und diese revolutionäre Tat war initiiert durch einen Aufenthalt in Berlin Ende der Zwanziger Jahre: Hier (nicht in Brasilien!) entdeckte Burle Marx die Schönheit der Flora Brasiliens. Doch war der Garten nur ein Teil seines Schaffens, denn er war als Glasmaler, Keramiker, Textildesigner und Bildhauer, nicht zuletzt Maler tätig. Er verfertigte aber auch Schmuck, Kostüme und Bühnenbilder, er entwarf auch Wandteppiche. Weiter betätigte er sich als Koch und als Bariton. Wesentlich unter den vielen Facetten seiner Fähigkeiten war sein Wirken als Umweltschützer und Botaniker so entdeckte er nahezu 50 neue Pflanzenarten.

 In seinem letzten Lebensjahrzehnt arbeitete Burle Marx, der Sohn eines deutsch-jüdischen Vaters und einer katholischen Brasilianerin aus einer an der europäischen Kultur orientierten Familie, an großen und wirkungsvollen jüdischen Projekten, vor allem an Synagogen. Der ausführliche Katalog: Roberto Burle Marx: Brazilian Modernist ist bei Yale University Press erschienen; Photomaterial ist kostenfrei erhältlich unter: photo-files.de/deutschebankkunsthalle. Die gelungene Ausstellung zeigt einen vielseitigen Künstler und seine Umgebung im eher selten betrachteten Austausch zwischen Deutschland/Europa und Brasilien/Südamerika. Es lohnt sich, beim Bummel Unter den Linden hier eine kreative Pause einzulegen!

©: Foto: Leonardo Finotti