"Primetime" beginnt nicht zufällig mit dem Song "20:15". So ist es dann auch eine absurde Reise durch das flimmernde Abendprogramm, wie Fernsehschlaf und Wachtraum zu gleich. Zuerst kommt das poppige und heitere Hauptabendprogramm ("Paloma", "Chlorwasser trinken", "Ich habe gelogen"). In der Nacht wird es düster mit "Was ist los mit Dir", "Korsakow" und "Dieser Schatten", die furchteinflößend, aber gleichzeitig aufregend sind, wie der erste FSK 18 Film, für den man als Kind heimlich aufgeblieben ist. Nach dem Teleshopping-Zwischenspiel ("[zwischen Plastikpflanzen]") wird es mit dem Kinderfernsehen am Morgen ("Plastikpflanzen gießen", "Kalter Kaffee") noch einmal tragisch-komisch, so wie um 7 Uhr morgens nach einer durchzechten Nacht einsam und verloren vor dem Kinderprogramm einzuschlafen.
So inhaltlich bunt wie dieses Programm ist auch Strandhases Musik auf "Primetime". Sie mischen in ihren Rock'n'Roll sorg- und mühelos Jazz und Funk-Einflüsse, New Wave und wabernden Western-Style. In den Texten von Sänger Daniel Mendl kollidieren Agonie mit Lebenslust, blumige Metaphern mit schonungsloser Direktheit, nüchterner Realismus mit dem Kino (oder Fernsehprogramm) im Kopf.