Die Installation reconstruct, she said ist die Übersetzung einer filmischen Arbeit in eine räumliche Anlage. Der essayistische Dokumentarfilm re-GEO / rendering reconstructions of desire wird ausgefaltet und in einzelne Bestandteile zerlegt, um so eine andere Form der Erzählung zu ermöglichen.
re-GEO / rendering reconstructions of desire ist der Versuch, sich der ambivalenten Persönlichkeit der Germanistin und Holzbildhauerin Georgette Klein mit den Mitteln der (Re-)Konstruktion anzunähern. Wie weit konnte sich eine junge intelligente Frau in den Anfang 1910er/20er Jahren unabhängig bewegen und entwickeln? Welche (inneren) Widerstände galt es zu überwinden?
Der progressiven und während der Studienzeit sozialistisch informierten, in ihrem bürgerlichen Umfeld rasch nicht mehr heimischen Georgette Klein gelingt es erst sehr spät, sich mit dem Bau ihres Hauses von den Eltern zu emanzipieren.
In der Lebens- und Denkweise selbstbewusst und modern orientiert und doch nicht fähig, sich völlig von den etablierten gesellschaftlichen Strukturen zu lösen, "schneiderte" die promovierte Germanistin, nicht als Architektin, sondern als Frau, als Künstlerin ein Haus, in dem sich ihre konzeptuelle Vision manifestiert und das noch heute als architektonisches Juwel in der Landschaft des Tessin strahlt.
Und doch muss hier die Frage nach dem Narrativ gestellt werden: wer schreibt die Geschichte, und wie wird sie geschrieben? Weshalb sind weder Georgette Klein noch die Casa Sciaredo in den Kanon der modernen Architektur – zumindest in der Schweiz – aufgenommen? Ist das Haus kaum bekannt, weil es von einer Frau entworfen und gebaut wurde? Weil Georgette keine Architektin war, weil sie das damals noch gar nicht sein konnte?