Unsere neue Ausstellung mit dem polnisch-litauischen Duo Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė steht in den Startlöchern.
Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė haben tief in der baltisch-slawischen Mythologie gewühlt und einige Geister aufgestöbert, die die Besucher:innen nun im Kunstraum Niederoesterreich erwarten. Der vampirähnliche Dämon Stryzga, der weibliche Wassergeist Rusalka und die mächtige Dämonin des Todes Marzanna begehen in der Videoinstallation Mouthless Part II gemeinsam die Tradition von Dziady, dem baltisch-slawischen "Tag der Toten". Dabei werden die Geister der Toten angerufen, um mit ihnen eine Gemeinschaft zu bilden. Vorchristliche Rituale wie diese zeigen eine starke Verbundenheit der Lebenden mit den Toten und einen grundlegenden Zweifel am Konzept einer "vergangenen" Vergangenheit. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass gerade die mächtige Marzanna im Kunstraum residiert, wenn das Jahresprogramm unter dem Thema Stages of Grief steht: Der Marzanna-Kult entstand im Jahr 965, nachdem der frisch getaufte polnische Fürst Mieszko I. die Zerstörung aller heidnischen Gottesbilder angeordnet hatte. Aus diesem Massenspektakel ging Marzanna hervor, die eine Verschmelzung aller vernichteten Geister darstellt.
Was lehrt uns also diese Legende? Anstatt vermeintliche Götzenbilder zu zerstören, sollte man sich lieber mit der Geisterwelt gut stellen und ihr einen Besuch im Kunstraum Niederoesterreich abstatten. Es erwarten Sie nicht nur mystische Gestalten, sondern eine Zusammenschau jüngster Arbeiten von Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė, die einen melancholischen, elegischen Ton setzen. Ihre Praxis verbindet auf geistreiche und einnehmende Weise theoretische und literarische Referenzen mit osteuropäischer Folklore – mit ausgeprägter Sensibilität für sensorische und materielle Details.